Archiv der Kategorie: Literaturgoldstück der Woche

Literaturgoldstück der Woche: Die Verzauberung der Lily Dahl

Es ist wieder Zeit für einen kleinen Buchtipp. Diesmal kein aktuelles zwar, aber eines, das sich zu lesen wirklich lohnt und sich auch (Weihnachten naht) gut als Geschenk macht.

1996 erschien „Die Verzauberung der Lilly Dahl“, geschrieben von Siri Hustvedt.

Lily ist 19, außergewöhnlich hübsch und arbeitet in einem kleinen amerikanischen Ort als Kellnerin, um sich Geld für ihr Schauspielstudium zu verdienen. Eines Tages sieht sie von ihrem Zimmerfenster aus den Maler Ed und ist vollkommen hingerissen. Lily lernt Ed kennen und ihr Leben wird nicht mehr so sein wie zuvor- denn da gibt es auch noch Mabel, Martin und zwei merkwürdige Brüder.

Die Verzauberung der Lily Dahl ist keine Liebesgeschichte. In welches Genre das Buch stattdessen einzuordnen ist fällt nicht leicht zu sagen- und genau das macht seinen Reiz aus.

Man erwartet als Leser etwas ganz anderes- und bekommt so viel mehr. Die Verzauberung der Lily Dahl hat micht so mitgerissen, dass ich das Buch an zwei Abenden durchgelesen hatte. Siri Hustvedt hinterlässt einen atemlosen Leser, der noch viele Fragen hat und froh und zugleich traurig ist, dass  es keine Seite mehr zu lesen gibt.

Sie kann es halt – schreiben… das liegt wohl in der Familie; ihr Mann ist niemand geringeres als Paul Auster.  Auch empfehlenswert:  Siri Hustvedt: „Was ich liebte“

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Literaturgoldstück der Woche: Flughafenfische

Flughafenfische-Luchterhand Verlag

In der Transithalle eines Flughafens treffen die unterschiedlichsten Personen aufeinander. In Kontakt kommen nur die wenigsten. Alle sind auf dem Sprung, auf dem Weg in eine andere Stadt, in ein anderes Land.

In dieser künstlichen Welt lässt Angelika Overath, die Autorin von „Flughafenfische“, zwei ihrer Protagonisten einander begegnen. Ein dritter sitzt während dieses Treffens im Raucherfoyer und denkt über seine gescheiterte Ehe nach. Dieser Gedanke an das Scheitern, das Zweifeln an dem eigenen Leben  zieht sich durch den ganzen Roman. Auch Elis, eine Magazinfotografin hadert mit sich und ihrem Dasein. Dann trifft sie auf Tobias, der sich um das flughafeneigene Aquarium kümmert und eine seltsame Nähe und Vertrautheit entwickelt sich zwischen den beiden Einzelgängern.

„Flughafenfische“ ist ein melancholisches Buch, das über die Einsamkeit erzählt und während des Lesens oft ein wenig traurig stimmt. Trotzdem bleibt am Ende für den Leser ein Funken Hoffnung – dass da noch etwas ist. Etwas, das den Zweifel beseitigt.

Übrigens: Angelika Overath erhielt 2006 für einen Auszug aus diesem Roman den „Ernst-Willner-Preis“ bei den Tagen Deutschsprachiger Literatur in Klagenfurt (Ingeborg-Bachmann-Preis) . Zu Recht, wie wir finden.

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Literaturgoldstück der Woche: Biographie des Hungers

Biographie des Hungers

„Ich habe alle Arten von Hunger. Schreibhunger, Liebeshunger, Lebenshunger. Hunger ist das Beste, was es gibt.“

Was sich im ersten Moment anhört wie ein Buch über den Kampf gegen eine Essstörung ist in Wirklichkeit die Autobiographie der Diplomatentochter Amélie Nothomb – genauer genommen die Nacherzählung    ihrer ersten zwanzig Lebensjahre.

Die 1967 geborene Belgierin ist in Frankreich ein literarischer Superstar und mit „Biographie des Hungers“ dürfte sie auch hierzulande Berühmtheit erlangen.

Amélie Nothomb beschreibt in ihrem Werk ihre Kindheit und Jugend in Japan, China, USA, Bangladesch, Burma und Belgien. Das Außergewöhnliche an ihrer Person ist aber vor allem ihr extremes Verlangen – Amélie Nothomb will alles und von allem immer viel und von dem vielen immer mehr.

Was sie dabei erlebt beschreibt sie so makaber und witzig, dass ich „Biographie des Hungers“ an einem Nachmittag zu Ende gelesen hatte.

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Literaturgoldstück der Woche: Eine exklusive Liebe

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»Dieses Buch erzählt die Geschichte von Vera und István, die als ungarische Juden den Holocaust überlebten, 1956 während des Aufstands von Budapest nach Dänemark flohen und sich 1991 in Kopenhagen das Leben nahmen. Man fand sie Hand in Hand in ihrem Bett. Es ist die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe. Die Geschichte meiner Großeltern.« Johanna Adorján  

„Eine exklusive Liebe“ ist das Erstlingswerk der FAZ-Redakteruin Johanna Adorján. Die Journalistin beschreibt darin die Lebensgeschichte ihrer Großeltern , die traurig und schön zugleich ist und den Leser uweigerlich berührt. Dabei verschweigt sie aber auch nicht die Schattenseiten im Leben und Charakter der beiden, was das Buch authentisch macht und vor Kitschigkeit bewahrt, die normalerweise bei einer solchen Liebes- und Lebensgeschichte schnell aufkommt.

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An einem Sonntag im Herbst 1991 bringen sich die beiden nach fast vier Jahrzenhten  Ehe gemeinsam um. Istvan ist krank und wird nicht mehr lange leben,Vera will nicht ohne ihn sein und so findet man sie gemeinsam im Bett liegend, Hand in Hand, mit Hilfe von Schlaftabletten sind sie aus dem Leben entschwunden.

Minutiös rekosntruiert Johanna Adorján den letzten Tag im Leben ihrer Großeltern und vermischt ihn geschickt mit der Erzählung von sich selbst auf der Suche nach den Beweggründen für den Selbstmord und Details aus Veras und Istvans Leben.

Eine exklusive Liebe ist ein fantastisches  Buch, das die Hoffnung in einem nährt, dass es sie gibt- die große und wahre Liebe! Elke Heidenreich adelte es, indem sie es zum Buch der Woche machte und sagte: „Eine exklusive Liebe ist noch viel besser und bewegender als alle schreiben.“ Und wir finden: Absolut lesenswert!

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Literaturgoldstück der Woche

„Ich glaube, je weniger etwas zu sagen hat, desto vollkommener ist es.“ (Andy Warhol)


andy warhol - bild von prestel verlag


Andy Warhol-das sind Pop Art Bilder von Marylin Monroe, von Mao, die Suppendose von Campbells.

Aber Andy Warhol ist auch der Big Apple in den 60ern, die Factory, die Entwicklung der Serienarbeit in der Kunst- kein Zweifel, Andy Warhol war ein großer Künstler, ein Multitalent und Selbstinszenierer.            Verehrt von berühmten Kollegen wie Joseph Beuys und Roy Lichtenstein, die er auch porträtieren durfte.

„Ich will nicht behaupten Andy Warhol habe kein Talent. (…) Aber ich könnte nicht sagen, worin genau sein Talent besteht –  außer dass er ein Genie ist, wenn es darum geht, sich selbst zu verkaufen.“ (Truman Capote)

Das spannende Leben und alle Facetten des zurückhaltenden Andy Warhols zeigt die Kunsthistorikerin und freie Autorin Isabel Kuhl in ihrem Buch „Andy Warhol“ (Prestel Verlag, 9,95 Euro): Eine sehr gelungene Biographie mit einer schönen Bildauswahl.

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